Nachruf Ingrid Brausch

„Das Schönste, das ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derer, die an ihn denken.“ Diesen Vers haben wir als Mitarbeitende im Haupt- und Ehrenamt des Neckarsulmer Seniorenzentrums St. Vinzenz ganz bewusst für Frau Brausch ausgewählt.

Sie hat sehr tiefe und gute Spuren hinterlassen – in uns, an uns und bei den uns anvertrauten hilfe- und pflegebedürftigen Menschen.

Viele Seiten im Buch der über 40-jährigen Geschichte von St. Vinzenz wären ohne Frau Brausch nicht geschrieben worden. Diese Seiten, nein vielmehr Kapitel, sind ein immerwährender und bleibender Schatz für uns alle. Ein Beispiel, wie man Menschen am Rande der Gesellschaft in Herzlichkeit und liebevoller Hingabe begegnen kann und in einer ganz speziellen Form menschlicher Fürsorge und christlicher Nächstenliebe auch begegnen soll.

Ihr immerwährender herzlicher Blick galt diesen Menschen. In der Begegnung mit Ihnen und der dort entstehenden Freude fand Frau Brausch immer ihre Zufriedenheit und auch ganz persönliche Glücksmomente - verbunden mit einer tiefen, inneren Bereicherung. Fast drei Jahrzehnte lang suchte und gestaltete sie diese Begegnungen – zunächst mit der Einrichtung des bis heute bestehenden Sonntagscafés in St. Vinzenz.

Zahlreiche Wegbegleiterinnen sind heute da und nehmen Abschied: Abschied von einer liebevollen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit, die immer dem Menschen dienen sollte. Gleichzeitig bauen sie aber auch auf dem auf und vor allem weiter, was von Frau Brausch als Grundstein in St. Vinzenz im Jahr 1993 geschaffen wurde.

Gleiches gilt für die Gründung unserer ehrenamtlichen Sitzwachengruppe im Folgejahr. Menschen engagieren sich hier seither in der Begleitung sterbender Bewohnerinnen und Bewohner. Auch hier war Ingrid Brausch oft im Stillen da, hielt den Menschen sprichwörtlich auf ihrer letzten Reise die Hand und stand ihnen in ihren oft schwersten Stunden als liebevolle Begleiterin bei.

Es passte gut zu ihr, dass sie gerne im Stillen, ohne großes Aufsehen agierte und dabei die Zufriedenheit Anderer und deren Wohlbefinden über alles stellte. Dazu gehörte auch, das gesellschaftliche Umfeld für die Bewohner in Pflegeeinrichtungen zu sensibilisieren, vielmehr noch diese für eine solche Arbeit und das Eintreten für die Bedarfe der Menschen zu begeistern. Auf dieser Intention und dem Bestreben baute die Gründung des Fördervereines St. Vinzenz auf, dessen Geschicke Ingrid Brausch als zweite Vorsitzende 16 Jahre lang lenkte. Weit über 100 Menschen sind noch heute von dieser Idee begeistert und unterstützen dadurch die Menschen in St. Vinzenz in der Förderung ihrer Lebensqualität. Die amtierenden und ehemaligen Vorstandsmitglieder unseres Fördervereines sind auch heute hier unter uns. Ich darf dabei stellvertretend für sie für das Geschaffene danken und zusichern, dass wir gemeinsam diese einmalige Idee im Sinne von Frau Brausch fortführen.

„Ich bekomme viel mehr zurück, als ich gebe“, so ein Zitat unserer lieben Verstorbenen, das ihr Engagement für die Menschen bei uns mehr als treffend umschreibt. Es erschien im Jahr 2005 im Rahmen eines Interviews einer Tageszeitung. Anlass war die Auszeichnung der Diözese Rottenburg Stuttgart für die selbstlose, tägliche Arbeit in St. Vinzenz. Diese Auszeichnung folgt dem Beispiel des heiligen Martin, dessen Mantelteilung symbolisch für die Nähe zum Nächsten steht, für Respekt und die Anwaltschaft gegenüber den Schwachen.

Unsere liebe Ingrid Brausch nahm diese Spur auf – und dies in besonderer Weise in unserem Seniorenzentrum St. Vinzenz. Sie nahm die Menschen wahr – sensibel für ihre Nöte, Wünsche und Bedürfnisse.

Wir als Mitarbeitende sind dankbar, dass wir in der Aufnahme und letzten Begleitung von Frau Brausch ein Stück dieser liebevollen Hingabe zurückgeben durften.

Die Kapitel im Buch von St. Vinzenz werden weitergeschrieben – in einer anderen Form und ohne das direkte Beisein unserer lieben Verstorbenen. Ihre Gedanken und unsere Erinnerungen an einen eindrucksvollen Menschen bleiben darin verewigt. Verewigt deshalb, weil Sie uns auch mit dem Tod nicht genommen werden können.

Mit diesem Schatz in unseren Herzen, tiefer Dankbarkeit und der Gewissheit, dass Frau Brausch bei Gott geborgen ist, bleiben wir in der Erinnerung gemeinsam verbunden.

Denn „das Schönste, das ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derer, die an ihn denken.“

Liebe Frau Brausch: Wir werden an Sie denken und lächeln….

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